Expertengespräch: Wie sichern wir den Fachkräftenachwuchs für technische Berufe ?

Expertengespräch: Wie sichern wir den Fachkräftenachwuchs für technische Berufe ?

Mein persönliches Highlight der Woche: Im Expertengespräch des Forschungsausschusses habe ich als Berichterstatter meiner Fraktion die Sachverständigen dazu befragt, wie wir am besten und schnellsten den Fachkräftenachwuchs für die Schlüsseltechnologien in den Bereichen Digitalisierung, Energieversorgung oder Klimaschutz sichern können.

Der Druck wächst: Schon heute fehlen uns alleine 137.000 IT-Spezialisten – von Handwerkern in allen Bereichen, aber auch Pflegekräften ganz zu schweigen! Durch Corona fielen zudem rund 10% der Ausbildungsplätze weg. Und der demografische Wandel wird das Problem weiter verschärfen. Das behindert die Energiewende, die Wirtschaft und den Fortschritt in unserem Land insgesamt.

Fachkräftenachwuchs für technische Berufe ist immer schwerer zu finden, Foto: RAEng Publications, Pixabay

Und täglich grüßt das Murmeltier

Natürlich ist diese Herausforderung nicht wirklich neu.

Aber die aktuellen Entwicklungen und Befunde – wie der Krieg in der Ukraine, der alarmierende IQB-Bildungstrend und die Tatsache, dass sich immer weniger junge Menschen für MINT-Studiengänge interessieren: All das erhöht den Handlungsdruck immer weiter.

Aber der Druck erhöht auch die Chancen für Veränderungen bei der Fachkräftesicherung.

Was schlagen die Experten vor?

Die Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft – vom DIHK, DGB, BiBB, Uni Stuttgart/Fraunhofer – empfehlen dringend:

  • mehr Lehrkräfte und Lehrerfortbildung
  • eine Reform der beruflichen Bildung
  • mehr Digitalisierung und KI in der Berufsbildung
  • mehr Werbung für zukunftsrelevante Berufsbilder
  • mehr Mädchen und junge Frauen für MINT- und Handwerksberufe begeistern
  • die Berufsorientierung stärken
  • mehr Hilfen für lernschwache Schüler/innen beim Übergang von der Schule zur Ausbildung, z.B. durch Jugendberufsagenturen
  • mehr zeitgemäße Studiengänge und die Vermittlung von „future skills“ wie unternehmerisches Denken an den Hochschulen
  • eine Garantie für die lebensbegleitende Weiterbildung von Fachkräften
  • mehr berufsbegleitende Teilqualifizierungen
  • die schnellere und einfachere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
  • die regionale Ökosysteme für die Aus- und Weiterbildung und die Integration ausländischer Fachkräfte besser nutzen
  • mehr Entwicklungsperspektiven für Fachkräfte in den Unternehmen aufzeigen.

Die Sachverständigen bei unserem Expertengespräch, Mitte: Die von meiner Fraktion benannte Expertin Prof. Dr. Katharina Hölzle, Leiterin des Instituts für Arbeitswissenschaft IAT / Universität Stuttgart und des Fraunhofer Instituts IAO

Mein Fazit: Wir haben ein Umsetzungsproblem

Wir haben weniger ein Erkenntnisproblem als ein Umsetzungsproblem.

Leider lässt die Ampel bisher viel zu viele Möglichkeiten ungenutzt, um das Fachkräftepotenzial zu beheben. Zum Beispiel sollte sie Empfehlungen der Enquete-Kommission Berufliche Bildung, die meine Fraktion schon in der letzten Wahlperiode initiiert hatte, schneller umsetzt. Neue Impulse geben auch digitale Lernplattformen wie der KI-Campus oder der innoVet Innovationswettbewerb für eine exzellente beruflich Bildung, den wir schon 2019 ins Leben gerufen haben. Das seit langem angekündigte Startchancenprogramm für 4.000 Brennpunktschulen wird leider erst 2024 kommen – und wird auch dann nicht für den Bedarf ausreichen.

Ob die neue Fachkräftestrategie und die neuen Eckpunkte zur Fachkräfteeinwanderung die richtigen Maßnahmen enthalten und wie diese so schnell wie möglich umzusetzen sind – darüber werden wir noch intensiv diskutieren.

Mit meinem AG-Kollegen Stefan Albani bei der Expertenbefragung