Grüner Wasserstoff wird künftig eine zentrale Rolle bei der Energiewende spielen. Als neuer Berichterstatter meiner Fraktion für die 9-Millarden-Euro-schwere nationale Wasserstoffstrategie im Forschungsauschuss informiere ich mich ab sofort regelmäßig bei Industrie- und Forschungsunternehmen darüber, wo der dringendste Handlungsbedarf besteht, und wie die neuen Fördermittel am sinnvollsten wirken können.
Bei meinem Besuch im Industriepark Höchst klärte mich Bereichsleiter Gerrit Sawall von der Infraserv-Betreibergesellschaft https://www.infraserv.com/ über die Herausforderungen in der Chemieproduktion auf, insbesondere über das Energiemanagement. Ziel ist dabei auch die bessere Nutzung von Wasserstoff, der bei chemischen Prozessen als Abfallprodukt anfällt, aber bisher hauptsächlich thermisch verwertet wird.
Um das zu ändern, ist geplant, den Wasserstoff verstärkt zur Betankung der Wasserstoff-Busflotte im Industriepark einzusetzen und dafür neue Wasserstofftankstellen auf dem Betriebsgelände zu bauen. Ab 2022 sollen auch 27 Züge des Rhein-Main-Verkehrsverbunds im Taunus mit Wasserstoff aus Höchst fahren und die Dieselloks ersetzen. Das wird die größte Brennstoffzellenzug-Flotte der Welt.
Um die Züge regelmäßigzu betanken, wird noch mehr Wasserstoff gebraucht werden als bei der Chemieproduktion anfällt. Ziel ist es, diesen Wasserstoff so bald wie möglich grün herzustellen, d.h. mit Strom aus erneuerbaren Energien und nicht mehr mit Erdgas, was zurzeit aber noch nicht wirtschaftlich ist.
Infraserv arbeitet mit 27 Partnern auch beim Forschungsprojekt “MethQuest” mit, um mit Hilfe von grünem Wasserstoff und nicht-fossilem Kohlenstoff erneuerbares Methan herzustellen und Technologien zu entwickeln, um das klimafreundliche Gas effizient und flexibel zur Strom-, Gas-, Wärme- oder Treibstoffversorgung zu nutzen. Essentiell ist auch der Anschluss des Industrieparks an das bundesweite Wasserstoffnetz, um überschüssigen Wasserstoff an andere Stätten des Bedarfs zu liefern – davon wird auch der Flughafen Frankfurt profitieren, wenn die Wasserstoffmobilität künftig an Fahrt gewinnt.
Für den Wasserstofftransport können auch alte Gasleitungen in der Region genutzt werden. Für den Anschluss an das Wasserstoffnetz muss nur ein kurzes Stück Leitung zwischen Flörsheim-West und dem alten Ticona-Gelände in Kelsterbach neu gebaut werden. Um die planerischen Voraussetzungen hat Infraserv sich schon frühzeitig gekümmert.
Zuständig für Planung und Bau ist Deutschlands größter Ferngasnetzbetrieber OGE mit Sitz in Essen. Mit einer Vertreterin von OGE werde ich nächste Woche in Berlin darüber sprechen, wie man beim Leitungsbau für Höchst schnell vorankommen und die Infrastruktur für den Wasserstofftransport fertigstellen kann. Ich bleibe hier am Ball!