Zugegeben: Eine etwas ungewöhnliche Einladung für einen Nichtjuristen wie mich, auf dem Juristenkongress des Deutschen Instituts für Rechtsabteilungen und Unternehmensjuristen diruj in Frankfurt die Keynote zur Eröffnung zu sprechen. Aber ich habe sofort zugesagt, denn es ging um die Frage: „Menschenrechte und Wirtschaft – ein Widerspruch?
Bei meiner Eröffnungs-Keynote auf dem diruj-Kongress im Tagungshotel MELIA Frankfurt City, Foto: diruj
Ein wichtiges Stichwort ist hier das Lieferkettengesetz, mit dem wir uns auch im Menschenrechtsausschuss intensiv beschäftigen, und dabei durchaus Kontroversen mit unseren Wirtschaftspolitikern haben. Aber auch bei dem wirtschaftlichen Zukunftsfeld der Künstlichen Intelligenz geht es um ethische Fragen. Auf Unternehmensjuristen kommt hier wahrscheinlich eine Menge Arbeit zu, um rechtliche Fragen zu klären.
Mein Statement dazu in Kürze:
Die Einhaltung von Menschenrechten ist kein überflüssiger Luxus, den sich Unternehmen leisten oder auch nicht. Wirtschaft und Menschenrechte sind zwei Seiten einer Medaille. Auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher legen immer mehr Wert auf faire Produkte.
Die europäische KI-Verordnung und ein deutsches oder europäisches Lieferkettengesetz können nur ein Anfang sein. Ich wünsche mir hier mehr Entwicklungspartnerschaften zwischen UN-Organisationen und der Wirtschaft.
Vor allem müssen die menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Standards in der Wirtschaft und bei der Entwicklung neuer Technologien weltweit Standard werden, nicht nur bei uns. Die Welthandelsorganisation und die G20 müssen folgen und für eine gerechte Globalisierung, einen fairen Welthandel und innovationsfreundliche Regulierungen für Hightech-Bereiche sorgen – und damit auch für ein wirkliches Level Playing Field für unsere Partnerländer und für unsere Unternehmen – gerade auch in Konkurrenz zu China.
Besonders die weltweite KI-Regulierung wird umso wichtiger angesichts der Tatsache, dass auch der ChatGPT-Hersteller OpenAI, der mit einem nicht gewinnorientierten Kern gestartet ist, leider inzwischen ebenfalls in der Kritik steht, Themen wie Sicherheit , Geistiges Eigentum, Persönlichkeitsrechte und die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI-Systemen zu vernachlässigen – mit allen möglichen negativen Folgen für unsere Freiheit und Demokratie.
Dass Gewinnoptimierung um jeden Preis nicht alles ist, zeigen die vielen erfolgreichen familiengeführten Unternehmen in Deutschland, denen ihr Name und das Prinzip des ehrbaren Kaufmanns oder der ehrbaren Kauffrau noch etwas bedeutet.
Und nicht zu vergessen:
Dadurch, dass unsere Unternehmen dabei helfen, menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen entlang der Lieferketten zu schaffen, leisten sie auch einen wichtigen Beitrag für eine friedliche Entwicklung, zur Sicherung unserer Rohstoffquellen im Wettbewerb vor allem mit China, zum Schutz unserer Umwelt, zur Bekämpfung der Fluchtursachen – und damit wiederum für ein gutes Geschäftsumfeld in anderen Ländern und für den Wohlstand bei uns im Land – und für eine gute und lebenswerte Zukunft unserer Kinder.
Herzlichen Dank an Dr. Michael Henning, den Geschäftsführenden Gesellschafter der diruj, und an die über 100 Teilnehmer für die Einladung und für die lebhafte Diskussion. Ich habe viel gelernt!