„Ich spüre die Brände in meinem Herzen“ - Alessandra Korap Munduruku kämpft gegen die Zerstörung ihrer Heimat am Amazonas !

Wiedersehen nach drei Jahren

Vor drei Jahren habe ich sie schon einmal getroffen auf ihrer Mission zur Rettung ihrer Heimat am Amazonas:

Alessandra Korap Silva Munduruku – inzwischen Vizepräsidentin der Föderation der indigenen Völker des Bundesstaates Pará FEPIPA und offizielle Vertreterin der Vereinigung der indigenen Frauen von Munduruku.

Eine beeindruckende und mutige Persönlichkeit

Eine beeindruckende und mutige Aktivistin, die sich selbstlos in den Dienst an ihrem Volk stellt und sich dabei täglich in Gefahr begibt. Schon mehrfach wurden sie und andere Führungskräfte ihrer Gemeinschaft überfallen und angegriffen, weil sie sich für die Rechte der Munduruku einsetzen.

Begleitet von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des katholischen Hilfswerks Misereor, die sie nach Deutschland eingeladen hat, hat mich Alessandra Korap über die immer stärker werdende Bedrohung durch die aggressive Agroindustrie und durch illegale Bergbauaktivitäten in der Region des Tapajós-Flusses informiert, wo ihr Volk lebt.

Gegenwehr gegen die wachsende Bedrohung ihres Volkes und der indigenen Landrechte

Die Munduruku stehen – ebenso wie anderen indigenen Völker Brasiliens mit einer Population von insgesamt 900.000 Personen – unter besonderem Druck und sehen ihre gesamte Existenz bedroht, seit die Regierung Bolsonaro den Schutz der indigenen Territorien einschließlich bestehender Reservate systematisch aufgeweicht hat.

Unterstützt wird ihre Gegenwehr ganz besonders durch die kirchliche Kommission für Landpastorale in Brasilien, die Comissão Pastoral da Terra CPT.

Dabei geht es besonders um die Verteidigung von indigenen Landrechten und den friedlichen Protest gegen die Gesetze PL 191 und PL490.

Damit wird das in der Verfassung von 1988 garantierte Recht auf staatliche Anerkennung und Schutz der indigenen Territorien ausgehebelt. Denn es erlaubt immer mehr Eingriffe in die Schutzgebiete ohne Mitspracherecht der Betroffenen, z.B. den Bau von Straßen und Wasserkraftwerken, die Ausbeutung der Bodenschätze, den Anbau von Monokulturen. Außerdem wird die Ausweitung bereits anerkannter Reservate verboten und der Schutz von nicht kontaktierten indigenen Gruppen geschwächt. Der Bergbau von Konzernen wird auch in Schutzgebieten ermöglicht.

Ein weiteres Dekret erlaubt zudem inzwischen die Registrierung von Immobilien und Landbesitz in indigenen Gebieten, deren Ausweisung als Reservat noch nicht vollständig abgeschlossen ist.

Aktuell nehmen die schädlichen Invasionen in die indigenen Gebiete immer mehr zu und gefährden das Leben und die Gesundheit der Bevölkerung – auch durch Goldsucher, die das Wasser mit Quecksilber vergiften. Die Zerstörungen werden nicht bestraft. Illegale Landnahmen werden nachträglich legalisiert.

Sollte Präsident Bolsonaro im Herbst wiedergewählt werden, befürchtet Alessandra Korap das Schlimmste.

Hilfe aus Deutschland erbeten

Sie bittet eindringlich darum, den Kampf für die Rechte ihres Volkes auch von deutscher Seite aus zu unterstützen. Bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Brasilien und bei allen Aktivitäten der Wirtschaft sollen die Auswirkungen auf die indigene Bevölkerung streng geprüft werden.

Ob hier das neue Lieferkettengesetz ausreicht, um die Beteiligung deutscher und europäischer Firmen an dieser Ausbeutung auszuschließen? Welche Rolle kann Deutschland beim Schutz der Indigenen nach der Ratifikation der ILO-Konvention 169 spielen?

Thema im Menschenrechtsausschuss aufgreifen

Als Berichterstatter für die Rechte der Indigenen werde ich dieses Thema im Menschenrechtsausschuss auf jeden Fall zur Sprache bringen.

Der Kampf von Alesandra Korap ist auch unser Kampf

Und hier geht es auch noch um viel mehr. Der Schutz der indigenen Völker ist essentiell für den Schutz des Regenwaldes und für den Kampf gegen den Klimawandel.

Deshalb muss der Kampf von Alessandra Korap auch unser Kampf sein.

Das Lächeln trügt: Alessandra Korap kämpft verzweifelt für das Überleben ihrer Familie und ihres Volkes Munduruku am Amazonas – und für ihre Zukunft als Anwältin ihres Volkes