Ohne Mikrochips und Halbleiter keine Smartphones, kein Homeoffice, kein Internet der Dinge, keine modernen Fahrzeuge, keine künstliche Intelligenz, keine intelligenten Fabriken der Zukunft und vieles mehr.
Was müssen wir tun, damit wir in Sachen Chip-Produktion im globalen Innovationswettlauf wettbewerbsfähig bleiben? Oder schwimmen uns hier bald die Felle davon, weil die weltweite Chipindustrie schon längst von Asien und den USA dominiert wird, wo sie mit Milliardenbeträgen unterstützt werden?
Darum ging es in meinem spannenden Gespräch mit Vertretern der Firmen Bosch und Globalfoundries zum Halbleiterstandort Deutschland und Europa – natürlich digital.
Unsere Karten sind in Teilbereichen noch immer gut. Gerade in der Automobilelekronik sind wir sehr gut aufgestellt. Rund um Dresden ist das modernste Mikroelektronikcluster Europas und das fünftgrößte weltweit entstanden: „Silicon Saxony“.
In Dresden nimmt auch die neue Chip-Fabrik von Bosch bald ihre Produktion auf. Auch der US-Halbleiterproduzent Globalfoundries ist hier angesiedelt.
Modell der neuen 300-mm-Halbleiterfabrik von Bosch in Dresden, Foto: Bosch
Welches Potenzial wir haben, zeigen auch die kürzlich ausgezeichneten Sieger beim Deutschen Zukunftspreis 2020: Dr. Peter Kürz und sein Forschungsteam aus Oberkochen in Baden-Württemberg haben ein neues optisches System entwickelt, das die Chip-Herstellung revolutioniert und die Datenverarbeitung extrem schnell und leistungsfähig macht – die EUV-Lithografie. Sie nutzt Licht im extremen Ultraviolett
Diesen Vorsprung dürfen wir nicht verspielen. Damit wir hier weiter Spitze bleiben, damit wir in der Chipproduktion technologisch unabhängig, souverän werden können, müssen wir auch in Deutschland und Europa viel mehr Geld in die Hand nehmen und ebenso wie unsere Konkurrenten Milliarden Euro investieren. Aber jeder Euro, der in die Mikroelektronik fließt, zahlt sich vielfach zurück und schafft neue Arbeitsplätze.
Deshalb haben jetzt 17 EU-Staaten beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam ein zweites großes Mikroelektronikprogramm – ein sogenanntes IPCEI II, ein Important Project of Common European Interest – auf den Weg zu bringen. Die Wertschöpfungsketten sind schon heute eng verknüpft und sollen künftig noch stärker vernetzt werden, insbesondere zwischen Firmen aus Deutschland – wie Bosch -, Frankreich, Italien und den Niederlanden.
Bereits 2018 hatte die EU-Kommission ein erstes IPCEI on Microelectronics aufgelegt, um den Halbleiterstandort zu fördern. Das Bundeswirtschaftsministerium beteiligt sich hier bis 2021 mit insgesamt 1 Mrd. Euro.
Jetzt ist der zweite Schritt fällig. Und es muss schnell gehen, denn die neuen IPCEI-Projekte sollen 2021 starten. Die Fördermittel sollen dieses Mal aus dem Europäischen Wiederaufbaufonds kommen. Da die Blockade des EU-Haushalts und der milliardenschweren Corona-Hilfen jetzt mit deutscher Hilfe aufgelöst werden konnte, sollte der baldigen Mittelfreigabe jetzt nichts mehr im Wege stehen.