Wer Sri Lanka nur als schönes Urlaubsziel und Lieferant von gutem Ceylon-Tee vor Augen hat, sieht leider nur die halbe Wahrheit.
Am Dienstag berichtete mir Mohana Dharshany Selliah als Vertreterin der indisch-stämmigen Hochland-Tamilen – nicht zu verwechseln mit den Sri-Lanka-Tamilen -, eindringlich über die große Benachteiligung und absolute Rechtlosigkeit, unter denen diese Volksgruppe in dem krisengeschüttelten Land seit vielen Jahrzehnten leidet.
Ihre Vorfahren waren während der britischen Kolonialzeit vor 200 Jahren aus Südindien meist als Gastarbeiter für die Kaffee- und Teeplantagen eingewandert.
Dort leben und arbeiten sie größtenteils noch heute – in einfachsten und unwürdigen Unterkünften, ohne eigene Adresse, ohne Recht auf Land. Der Lohn ist schlecht. Ihnen ist es sogar verboten, wenigstens ein wenig Gemüse für sich und ihre Familien auf dem Gelände der Teeplantagen anzubauen.
Nach der Unabhängigkeit Ceylons 1948 wurde den meisten Hochlandtamilen für lange Zeit und teilweise bis heute die ceylonesische Staatsbürgerschaft verwehrt, mit allen damit verbundenen Diskriminierungen. Es gibt getrennte Schulen, viele Hochlandtamilen sprechen nicht einmal die Haupt-Landessprache Singhalesisch. Fast ein Drittel von ihnen lebt unter der Armutsgrenze.
In ganz Sri Lanka ist außerdem der Versöhnungsprozess nach dem Bürgerkrieg blockiert und durch neue Gesetzentwürfe zudem das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Versammlungsfreiheit in Gefahr.
Krise nicht aus dem Blick verlieren
Angesichts der Katastrophe im Nahen Osten ist es schwierig – aber wir dürfen auch Krisen wie die der Hochlandtamilen nicht aus dem Blick verlieren.
Wir müssen neue Ansatzpunkte finden, um zu helfen.
Eine Möglichkeit wäre es, die Bedingungen im Rahmen des GSP+ Zollpräferenzabkommens der EU mit Sri Lanka zu überprüfen. Denn dafür muss Sri Lanka die Menschen- und Arbeitsrechte fördern und auf eine nachhaltige Entwicklung und eine gute Regierungsführung hinarbeiten.
Das werden wir in unserer Menschenrechts-AG noch genauer diskutieren.
Aufschlussreiches Gespräch mit Mohana Dharshany Selliah – sie wurde von Mitarbeitern des Sri Lanka Advocacy-Netzwerks begleitet.