Nachgefragt: Wie geht es dem unschuldig inhaftierten Viktar Pantsialeyeu in Belarus, dessen Patenschaft ich übernommen habe?

Ein Schicksal, das bei uns undenkbar wäre:

Unschuldig verhaftet

Viktar Pantsialeyeu aus Brest ist ein sympathischer junger Mann von 28 Jahren, der in seiner Freizeit gerne Autos repariert, politisch nicht aktiv ist und einfach nur eine gute Zukunft für seine Familie und sein Land will. Im August 2020 protestiert er deshalb zusammen mit vielen Landsleuten friedlich gegen die offensichtlich gefälschten Präsidentschaftswahlen. Am 18. August 2020 wird er deshalb – ebenso wie Tausende andere friedliche Demonstrantinnen und Demonstranten – verhaftet und kommt für Monate in ein Untersuchungsgefängnis in Brest.

Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Rechtsstaat – Fehlanzeige in Belarus.

Im Dezember 2020 habe ich für Viktar – auf Vorschlag der Menschenrechtsorganisation Libereco die Patenschaft übernommen, um die Ungerechtigkeit gegen ihn öffentlich zu machen und ihm zu zeigen: Lieber Viktar, auch in Deutschland denken wir an dich.

Unschuldig verurteilt

Am 21. Mai 2021 wird Viktar wegen angeblicher Teilnahme an Massenunruhen zu 4 Jahren Haft verurteilt.

Er wird zusammen mit 12 anderen politischen Gefangenen in ein Gefängnis für Schwerverbrecher verlegt, muss dort zunächst wochenlange Einzelhaft erdulden.

Gemeinsam mit 17 anderen parlamentarischen Paten aus Deutschland, Polen, Irland, Belgien und der Schweiz habe ich am 19. Juli 2021 öffentlich seine und die Freilassung aller anderen politischen Gefangenen in Weißrussland gefordert – erfolglos.

Es geht Viktar nicht gut

Diese Woche habe ich bei Libereco nachgefragt, wie es ihm heute geht. Was ich erfahren habe, klingt nicht gut:

Er leidet unter schlechter Ernährung, schwierigen hygienischen Bedingungen und mangelhafter medizinischer Versorgung, muss trotzdem vollen Arbeitsdienst leisten, darf außer zu seiner engsten Familie keine Kontakte nach außen haben, sieht kaum noch Zukunftsperspektiven.

Hinzu kommt: Seine Familie hat, wie die meisten anderen Familien in Belarus, Verwandte in der Ukraine, die vom Angriffskrieg Putins betroffen sind. Das belastet zusätzlich.

Wie kann man Viktar helfen?

Seine Familie darf ihm drei Mal im Jahr ein 50-kg-Paket zukommen lassen, mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln.

Direkte Hilfe aus Deutschland heraus ist kaum möglich: Ein kurzer Gruß, ein kleines Geschenk, die vielleicht moralisch unterstützen können. Eine Veröffentlichung, eine Terminanfrage beim belarussischen Botschafter, um zu zeigen, dass man sich für den politischen Gefangenen interessiert. Die Beteiligung an Initiativen von Libereco und ihrer belarussischen Partnerorganistion Viasna.

Deshalb habe ich 2020 die Libereco-Kampagne #WeStandBYyou unterstützt, die dazu aufgerufen hatte, sich solidarisch mit allen Menschen in Belarus zu erklären, die sich für freie und faire Wahlen zu engagieren, für die Demokratisierung des Landes, für Rechtsstaatlichkeit und für die Wahrung der Menschenrechte.

Deshalb habe ich kürzlich gemeinsam mit 170 Abgeordneten aus ganz Europa Briefe an belarussische Gefängnisbehörden unterschrieben, um sie daran zu erinnern, dass sie die Verantwortung für die Betreuung ihrer Gefangenen tragen, dass sie gut behandeln sollen und dass die Welt beobachtet, wie sie mit ihren politischen Gefangenen umgehen.

Ich werde das Schicksal von Viktar weiter begleiten.

Herzlichen Dank an Libereco und Viasna!

Herzlichen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Libereco und Viasna dafür, dass sie sich für die politischen Gefangenen in Belarus einsetzen und immer wieder Aktionen zur Unterstützung möglich machen.

Zusätzlich hat Libereco gemeinsam mit der ukrainischen Partnerorganisation Vostok SOS nach dem Angriffskrieg Putins eine umfangreiche Hilfsaktion für die Menschen in der Ukraine gestartet. Auch dafür herzlichen Dank!

Wenn Sie die Arbeit von Libereco unterstützen möchten: Hier finden Sie dazu Anregungen https://www.lphr.org/ .

Viktar Pantsialeyeu vor seiner Verhaftung 2020 (Foto Libereco/Viasna) –
Ich unterstütze ihn durch meine Patenschaft.