Vom Payer zum Player - Die deutsche humanitäre Hilfe im Wandel !

Vom Payer zum Player - Die deutsche humanitäre Hilfe im Wandel !

Wie die deutsche humanitäre Hilfe in den immer zahlreicher werdenden Krisenregionen weiter verbessert werden kann – darüber haben wir in einer sehr aufschlussreichen Anhörung des Menschenrechtsausschusses mit Experten und Expertinnen diskutiert.

Die Hauptstichworte heißen hier: Grand Bargain 3.0, bessere Vernetzung, flexiblerer Mitteleinsatz, engere Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen, mehr Prävention.

Bei der Leitung der Expertenanhörung zur Humanitären Hilfe im Ausland, gemeinsam mit der Leiterin des Ausschuss-Sekretariats Andrea Eriksson

Bericht 2018 bis 2021 – erhebliche Mittelsteigerungen

Grundlage der Diskussion war zunächst der Bericht zur humanitären Hilfe im Ausland von 2018 bis 2021, also in unserer Regierungszeit. Die Sachverständigen haben es sehr begrüßt, dass sich Deutschland in dieser Zeit nach den USA als weltweit zweitgrößter staatlicher Geber etabliert hat, und dass wir den Mitteleinsatz um 70% erhöht haben, zuletzt auf rund 2,57 Mrd. Euro im Jahr.

Umso größer war der Schock bei den Nichtregierungsorganisationen wie Caritas International oder Brot für die Welt, als die Ampelregierung letztes Jahr die Mittel für die humanitäre Hilfe zunächst um 20% kürzen wollte.

Mit vereinten Kräften ist es uns gelungen, das abzuwenden, und letztlich wurden die Mittel sogar noch aufgestockt.

So ist aber keine verlässliche humanitäre Hilfe möglich. Denn wegen des Klimawandels, struktureller Ungleichheit/Diskriminierung von Frauen und Kindern, und der zunehmenden Konflikte – auch des Ukrainekriegs mit den wegfallenden Getreideexporten – all das wird den Bedarf künftig noch weiter steigen, der schon bisher weltweit nicht gedeckt werden konnte. Aktuell leiden bereits rund 350 Millionen Menschen in 79 Ländern akut unter Hunger. Auch die Bildungssysteme brechen in Krisen weg.

Führungsrolle Deutschlands gefordert – vom Payer zu Player

Deutschland wird als „Reformmotor“ gebraucht und muss deshalb international stärker vom Payer zum Player werden.

Die Sachverständigen forderten insbesondere, dass Deutschland seine Führungsrolle nutzen solle, um mehr Geld von anderen Gebern einzuwerben, etwa von Frankreich oder Großbritannien.

Die Experten Ralf Südhoff, Direktor des Centre for Humanitarian Action CHA (links) und Florian Westphal, Vorstandssvorsitzender der Kinderrechtsorganisation Save the Children (rechts) bei der Anhörung; Foto: Screenshot Parlaments-TV

Auch unsere Vorreiterrolle bei der vorausschauenden humanitären Hilfe müssen wir weiter ausbauen und andere Länder von diesem Konzept überzeugen.

Dazu gehört auch, dass humanitäre Hilfe, Entwicklungshilfe und Sicherheitspolitik ressortübergreifend stärker zusammengedacht und vernetzt werden, im sogenannten Triple-Nexus – auch das ein wichtiger Schwerpunkt des Grand Bargain.

PS: Grand Bargain

Der Grand Bargain ist eine Übereinkunft von 2016 zwischen den 15 größten Geberländern und den 15 großen Hilfsorganisationen, um die Effizienz und Effektivität der Humanitären Hilfe zu erhöhen. Er soll bis 2024 reformiert und dann verlängert werden.