Wann kommt der Corona-Impfstoff? Wie sicher ist er?

1. Impfstoffkandidat von BioNTech/Mainz

BNT162b2 – ein unscheinbarer Name, aber umso spektakulärer die Wirkung!

BNT162b2 – das ist der Impfstoffkandidat der Mainzer Firma BioNTech gegen COVID-19, der als erster weltweit kurz vor der Zulassung steht.

Wir wollten mehr darüber wissen und haben Dr. Sierk Poetting, den CFO von BioNTech, in unsere Forschungs-AG eingeladen.

Foto: Dr. Sierk Poetting, CFO BioNTech, “© BioNTech SE 2020, all rights reserved”

Foto oben: “© BioNTech SE 2020, all rights reserved”

Ich war sehr beeindruckt von seinem begeisternden Vortrag – davon, wie unglaublich engagiert und kreativ rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit die neue mRNA-Impfstoff-Technologie im Rekordtempo vorangebracht haben. Seit März wurde praktisch durchgearbeitet, zum Nutzen für uns alle.

Viele Prozesse und Studien, die sonst in vielen Schritten nacheinander ablaufen und deshalb normalerweise 10 bis 15 Jahre dauern, fanden dabei gleichzeitig und teilweise weltweit statt, und ohne die üblichen bürokratischen Hürden. Auch die Produktionskapazitäten werden bereits jetzt, vor der Zulassung, hochgefahren.

Das bedeutet auch ein hohes finanzielles Risiko für die Firma. Geholfen hat natürlich die große Finanzspritze des BMBF mit 375 Mio. Euro im September. Geholfen haben viele private Investoren, die mit Risikokapital eingestiegen sind. Und ohne die Netzwerke und die Partnerschaft mit dem US-Pharmariesen Pfizer – die schon seit 2018 bei Grippeimpfstoffen besteht – wäre die Hochskalierung erst gar nicht möglich gewesen.

mRNA – Was heißt das? Ist das sicher?

Inzwischen haben rund 44.000 Menschen die Impfung nach dem mRNA-Prinzip bekommen.

mRNA bedeutet: Ausgewählte Botenmoleküle des Virus bringen als Messenger-RNA genetische Informationen zu den Ribosomen in der Zelle und regen dort die Bildung von ungefährlichen kleinen Virusproteinen an, die wiederum eine Immunantwort des Körpers anregen.

Mit mRNA wird also eine Art Bauanleitung für Antigene geimpft – im Gegensatz zu anderen Verfahren, die länger dauern, wo abgeschwächte oder inaktive Antigene direkt geimpft werden, wie bei Masern oder Grippe. Das menschliche Erbgut wird übrigens dabei nicht beeinflusst.

Alle bisherigen Tests haben gezeigt: Die Impfung verursacht keine schweren Nebenwirkungen. Sie bietet einen rund 95%gen Schutz vor Corona-Infektionen.

Produktion auch in Hessen !

Wenn alles wie geplant läuft, können bereits nächstes Jahr rund 1,3 Mrd. Impfstoffdosen produziert werden: in den Produktionsstätten von Biontech in Mainz, Idar-Oberstein und Marburg! – sowie von Pfizer in den USA. Davon will Deutschland 100 Mio. bestellen.

Der einzige Nachteil bis jetzt: Der BNT162-Impfstoff muss bei Minus 70 Grad Celsius gekühlt werden. Das macht die Lagerung und Verteilung schwierig.

 

2. Impfstoffkandidat von Curevac/Tübingen

Diesen Nachteil hat ein anderer mRNA-Impfstoff in der Pipeline der Tübinger Firma CureVac nicht.

Firmen-Logo, Copyright CureVac AG

Er kann bei 5 Grad, also Kühlschranktemperatur aufbewahrt werden. Dafür ist er aber in der Entwicklung noch nicht so weit fortgeschritten kann aber wahrscheinlich im Frühjahr 2021 mit einer Zulassung rechnen – wenn alles gut geht.

Aber das wird es, hat uns Dr. Mariola Fotin-Mleczek, CTO von CureVac, versichert, die wir ebenfalls in unsere AG eingeladen haben.

Die vor 20 Jahren gegründete Firma hat viel Erfahrung mit der vielseitigen mRNA-Technologie und war die erste weltweit, die damit erfolgreich gearbeitet hat.

Auch ihr Impfstoffkandidat CVnCoV war in allen getesteten Dosierungen allgemein bisher gut verträglich und hat – wie bei einer natürlichen Infektion – starke Antikörperreaktionen ausgelöst und zusätzlich die T-Zellen aktiviert. Das lässt auf einen guten Langzeitschutz schließen.

Geplant ist, 2021 300 Mio. Impfstoffdosen zu produzieren und danach 600 Mio. pro Jahr. Möglich wird das durch ein gut ausgebautes europäisches Netzwerk – und durch die Förderung des BMBF mit 252 Mio. Euro.

Gefragt nach der Konkurrenz mit den anderen Impfstoffentwicklern, sagte Dr. Fotin-Mleczek: „Der Markt ist groß, denn es muss weltweit geimpft werden. Wir brauchen alle erfolgreichen Impfstoffentwicklungen.“

Foto: Dr. Mariola Fotin-Mleczek, Copyright CureVac AG

Beide Firmen, CureVac und BioNTech, arbeiten ansonsten übrigens schwerpunktmäßig daran, den Krebs und Infektionskrankheiten wie HIV und Tuberkulose besser zu bekämpfen, mit Immuntherapien und Impfungen. Für all das eignet sich die mRNA-Technologie hervorragend.

Und auch die neuen Produktionskapazitäten können problemlos für die Herstellung anderer Impfstoffe umgerüstet werden.

Hervorragende Aussichten

Das Fazit unserer Gespräche: Die deutschen mRNA-Impfstoffe sind nach allen vorliegenden, umfangreichen Testergebnissen sicher, wirken gut und können schon bald zugelassen werden. Schon 2021 können davon weit über eine Milliarde Impfdosen bereitstehen.

Ganz zu schweigen von den erfolgversprechenden Kandidaten weiterer Firmen weltweit, darunter auch IDT Biologika in Dessau.

Das bringt das Ende der Durststrecke und der Corona-Einschränkungen für uns alle.

Das zeigt erneut die großen Chancen der roten Biotechnologie für die Krankheitsbekämpfung.

Das stärkt das Renommee unseres deutschen Forschungsstandorts.

Das erneuert den Ruf Deutschlands als Apotheke der Welt.

Darauf bin ich stolz – darauf können wir alle stolz sein!