Im Forschungsausschuss haben wir mit Sachverständigen aus verschiedenen Bereichen darüber diskutiert, wie man als Wissenschaftler oder Forscherin neue Ideen aus der Forschung besser an den Mann oder an die Frau bringt.
Wie erklärt man zum Beispiel wichtige neue Forschungsergebnisse beim Klimawandel oder bei Impfstoffen, in der Biotechnologie, der Künstlichen Intelligenz oder in der Raumfahrt so, dass auch Laien die Chancen und Risiken neuer Technologien und den Nutzen für die Menschen verstehen und sich ein fundiertes Urteil bilden können – auch wenn nicht alle Erkenntnisse gleich ganz eindeutig sind, oder wenn der Weg zur wissenschaftlichen Erkenntnis durch Versuch und Irrtum erschwert wird?
Bestmögliche Annäherung an die Wahrheit
Wobei letzteres normal ist. Denn Wissenschaft ist ein Prozess, der, salopp gesagt, immer nur den „aktuellen Stand des Irrtums“ angeben kann und gleichzeitig immer die bestmögliche Annäherung an die Wahrheit darstellt. Das wurde auch beim Kampf gegen Corona deutlich, wo sich die Forschung täglich Fortschritte gemacht hat, bis hin zu erfolgreichen Entwicklung der Corona-Impfstoffe.
Die Aufklärung über Widersprüche gehört deshalb unbedingt zu einer guten Wissenschaftskommunikation dazu.
Mehr Pathos: „Breaking Lab“, „Senkrechtstarter“ und „Leschs Kosmos“ zeigen, wie’s geht
Besonders beeindruckt haben mich die Diskussionsbeiträge für eine gute Wissenschaftskommunikation der beiden Youtube-Spezialisten
Jacob Beautemps vom YouTube-Kanal Breaking Lab, der aktuelle und kontroverse Technikthemen, u.a. Fracking-Gas, verständlich aufbereitet,
und Moritz Vieth (links) vom YouTube-Kanal Senkrechtstarter, bei dem es um spannende Raumfahrtthemen geht.
Auch die Statements des u.a. durch die Sendung Leschs Kosmos bundesweit bekannten Wissenschaftskommunikators Prof. Dr. Harald Lesch von der Ludwig-Maximilians-Universität München waren bemerkenswert. Er forderte vor allem mehr Pathos in der Wissenschaftskommunikation.
(Alle Fotos: Screenshots Parlaments-TV.)
Was ich aus dieser Anhörung mitgenommen habe:
- Der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wird in unserer digitalen Wissensgesellschaft immer wichtiger.
- Guter Wissenschaftsdialog macht unsere Gesellschaft stärker.
- Sie fördert die Innovationsbereitschaft, das Vertrauen in Politik und Wissenschaft und damit auch die Demokratie.
- Sie ist gleichzeitig „das schärfste Schwert“ gegen Unwissenheit, Angst, Fake News, Desinformation, Irreführung, Polarisierung und Ausgrenzung.
- Wissenschaftskommunikation funktioniert umso besser, je besser auch die Medienkompetenz in der gesamten Gesellschaft ist.
- Moderne Wissenschaftskommunikation geht auf die Menschen zu, hört ihnen zu, setzt auf Diskussion und moderne Medien.
- Um noch mehr Menschen zu erreichen, sollten Forscherinnen und Forschern beim Wissenschaftsdialog eng mit Social-Media-Experten und Influencern zusammenarbeiten.
- Die Menschen sollten noch stärker motiviert werden, an Citizen Science-Projekten teilzunehmen und aktiv mitzuforschen.
- Auch das “Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit” bietet übrigens eine gute Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, mit der Wissenschaft über den Wert und die Bedeutung von Freiheit zu diskutieren, von der Wissenschaftsfreiheit in Europa bis zur deutschen Freiheitsgeschichte.
- Die Kunst der Wissenschaftskommunikation sollte schon im Studium vermittelt, später im Alltag der Forscherinnen und Forscher besser verankert und der Austausch darüber untereinander verstärkt werden.
- Qualitativ hochwertige Wissenschaftskommunikation braucht mehr finanzielle Unterstützung.
- Auch der Wissenschaftsjournalismus sollte gestärkt werden, z.B. durch ein unabhängige gemeinnützige Stiftung mit einem Kapitalstock von zehn Millionen Euro.
- Wissenschaftler, die sich in der Wissenschaftskommunikation engagieren, werden leider oft bedroht, wenn sie ungewünschte Wahrheiten vermitteln. Sie müssen vor Angriffen und Anfeindungen im Netz und auch real besser geschützt werden. Initiativen wie die Beratungsstelle Scicomm-Support gehen dabei beispielhaft
Mehr Infos zur Anhörung – auch zum Nachhören – gibt’s hier.
Deutsche Batterieforschung retten!
„Retten Sie die deutsche Batterieforschung!“ Mit diesem Appell an die Ampel hat meine AG-Kollegin Gitta Connemann ihre Rede zu unserem Antrag für eine starke Batterieforschung in Deutschland beendet.
Leider zu Recht! Denn die Ampel hat die Fördermittel für die Batterieforschung in diesem Jahr massiv gekürzt und über 100 Mio. Euro an Verpflichtungsermächtigungen für die nächsten Jahre gestrichen. Das gefährdet unseren Innovationsstandort massiv, denn Batterien sind eine wichtige Schlüsseltechnologie für die deutsche Industrie, von Medizintechnik und Robotik bis zu Elektrofahrzeugen und großen Energiespeichern.
Die deutsche Batterieforschung arbeitet zudem an Durchbrüchen bei umweltfreundlichen lithium- und kobaltfreien Batterien.
Wenn wir nicht wollen, dass die Batterieforschung aus Deutschland abwandert – und erste Tendenzen dazu gibt es schon –, dann darf es in diesem Jahr keine weiteren Kürzungen geben, dann muss die Förderung der Batterieforschung im nächsten Haushaltsjahr wieder ausgebaut werden.