Spannende Experten-Gespräche zur „Zukunft mit ChatGPT & Co“ und zur Frage: „Wie holen wir die besten Köpfe ins Land?“

Spannende Experten-Gespräche zur „Zukunft mit ChatGPT & Co“ und zur Frage: „Wie holen wir die besten Köpfe ins Land?“

ChatGPT – Hype oder Game-Changer?

13. Juli: Inzwischen hat ihn sicher jeder und jede von uns schon einmal ausprobiert – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg: den inzwischen auch schon nicht mehr ganz so neuen KI-Chatbot ChatGPT, der Antworten auf fast alles findet – oder doch nicht?

Auf einer digitalen Veranstaltung des House of Digital Transformation e. V. (HoDT) Darmstadt habe ich mit ausgewiesenen KI-Experten über die Chancen und Risiken von generativer Künstlicher Intelligenz diskutiert, die nicht nur Texte, sondern auch Fotos und Videos so täuschend echt generieren kann, dass man sie schon heute kaum mehr von echten, d.h. menschengemachten Erzeugnissen mehr unterscheiden kann.

Mit dabei waren auch die hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus, gleichzeitig Vorstandsvorsitzende des HoDT – und Prof. Dr. Kristian Kersting, Leiter des Artificial Intelligence and Machine Learning Lab (KIML) der TU Darmstadt und Co-Direktor des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz hessian.AI.

Wir waren uns einig: Wir befinden uns mitten in einer neuen KI-Revolution. Die Entwicklungen bei KI-Sprachmodellen und insgesamt bei generativer KI gehen rasend schnell voran und sind so innovativ und spannend wie nie zuvor. Sie haben enormes Potenzial für Wirtschaft und Gesellschaft und werden unsere Zukunft stark verändern. Und wahrscheinlich wird es schon ab 2035 keinen Job mehr geben, der nichts mit KI zu tun hat.

Chancen nutzen – Risiken verhindern – Politik gefragt

Aber wie nutzen wir die Chancen am besten – und was ist mit den Risiken – auch für unsere Demokratie?

Hier sind nicht nur Wissenschaft und Technik gefragt, z.B. mit neuen, bahnbrechenden Innovationen durch die Verknüpfung von KI-Sprachmodelle mit anderen KI-Anwendungen wie Robotik, Bild-generierender KI, Suchmaschinen, Cybersicherheit, Quanten-Computing oder neuromorphem Computing.

Gerade die Politik muss den richtigen Rahmen dafür setzen, um die Chancen von ChatGPT und Co. schnell zu nutzen, technologisch souverän und wettbewerbsfähig zu werden und die Risiken zu minimieren.

Der TAB-Bericht des Bundestages, über ich schon Ende April berichtet habe, gibt dafür wertvolle Hinweise.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir außerdem eigene europäische KI-Modelle entwickeln, mit eigenen wertebasierten Standards.

Um Risiken und Missbrauch zu verhindern, müssen wir KI-Texte kennzeichnen, KI-Standards und Prüfverfahren für einen sicheren Einsatz entwickeln, die sich an europäischen Normen orientieren.

Wir brauchen klare und verbindliche Regeln für die Anwendung von ChatGBT&Co. inklusive Datenschutz und Schutz der Urheberrechte – aber so, dass unsere Unternehmen auch weiter Daten innovativ nutzen und wettbewerbsfähig bleiben können. Der Entwurf des europäischen AI-Act lässt hier noch einiges zu wünschen übrig aus Sicht unserer Fraktion.

Bildungssystem fit machen für KI

Und wie nicht nur Ministerin Sinemus in der Diskussion besonders betont hat: Wir müssen vor allem das Bildungssystem und die Lehrkräfte fit für den Umgang mit KI machen und mehr IT-Fachkräfte ausbilden.

Wir müssen die Kompetenzen definieren, die auch im generativen KI-Zeitalter wichtig bleiben, und vor allem das kritische Denken als Schlüsselkompetenz bereits in der Schule stärker vermitteln, damit schon die Jugendlichen die richtigen Fragen/Prompts an die KI-Chatbots richten und die nicht immer zuverlässigen und möglicherweise auch manipulativen Antworten von ChatGPT&Co richtig beurteilen können.

Ein guter Leitspruch für den Unterricht könnte dabei lauten:

„Lernen mit KI – über KI – durch KI – trotz KI – und ohne KI“

Hessische Handreichung für den richtigen Umgang mit KI im Unterricht

Gut, dass das Hessische Kultusministerium aktuell eine spezielle Handreichung für Lehrkräfte zum Einsatz von „Künstlicher Intelligenz in Schule und Unterricht“ veröffentlicht hat.

Sie soll Schulen dabei unterstützen, das Potenzial der KI richtig zu nutzen und die Schüler/innen altersgerecht auf die digitalen Chancen und Herausforderungen vorzubereiten.

Eine wirklich wichtige Aktion, die in ganz Deutschland Schule machen sollte!

Herzlichen Dank noch einmal an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer für diesen kritischen Austausch!

 

Wie holen wir die besten Köpfe ins Land – auch für KI?

19. Juli: Mit den Mitgliedern der Landesfachkommission Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik des Wirtschaftsrats Hessen habe ich auf dem HessenChemie Campus in Wiesbaden über eine Frage diskutiert, die mich auch als Forschungspolitiker in Berlin besonders umtreibt:

Was müssen wir besser machen, um die besten Köpfe zu uns nach Deutschland zu holen und damit den Fachkräftemangel zu beseitigen und unseren Standort zu stärken?

Dabei geht es auch darum, IT-Spezialisten aus dem Ausland gezielt anzuwerben, um im Bereich Künstliche Intelligenz voranzukommen, und um die Frage, ob das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Ampel hier wirklich Verbesserungen bringt.

Immerhin erleichtert das Gesetz jetzt den Zuzug von IT-Experten mit der Blue Card. Aber die langsamen Verfahren bei der Zuwanderung, von der Visavergabe bis zu den Anerkennungsverfahren, bleiben das eigentliche Nadelöhr – Personalknappheit und Rückstände bei der Digitalisierung verhindern schnelle Lösungen.

Außerdem setzt das Gesetz die Ansprüche an die Qualifikation der Zuwanderer herab und ist deshalb aus meiner Sicht eine Mogelpackung.

Was müsste man also besser machen?

Als Unionsfraktion schlagen wir dazu vor:

  • Die fachliche Qualifikation muss Dreh- und Angelpunkt der Erwerbsmigration bleiben.
  • Wir müssen die gezielte Anwerbung von internationalen Fachkräften ausbauen, vor allem in den Engpassberufen und Schlüsseltechnologien.
  • Wir müssen besonders die Einwanderung hochqualifizierter Fachkräfte, Wissenschaftler/innen und junger Talente, d.h. Studierender und Azubis erleichtern und eine wirkliche Willkommenskultur entwickeln, denn nur mit den klügsten Köpfen können wir unseren Hightech-Standort weiter voranbringen.
  • Wir müssen die Asylverfahren und Einwanderungsverfahren trennen und brauchen dafür eine neue Bundesagentur für Einwanderung – eine „Work-and-Stay“-Agentur, die den Fachkräften alle Services aus einer Hand bietet und die Einwanderungsverfahren schneller, digitaler und einfacher

Gleichzeitig müssen wir neue KI-Modelle als hilfreiche Assistenten der Menschen nutzen, damit auch sie uns helfen können, den Fachkräftemangel zu bewältigen.