Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden: Leopoldina - die Stimme der deutschen Wissenschaft

„Wenn es sie nicht gäbe, müsste man die Leopoldina erfinden“ – so kommentierte unser AG-Vorsitzender Albert Rupprecht die Ausführungen des Leopoldina-Präsidenten Professor Dr. Gerald Haug im Forschungsausschuss diese Woche.

Besser kann man es wohl nicht ausdrücken. Denn es gibt weltweit wohl selten eine so renommierte wissenschaftliche Akademie wie „unsere“ Leopoldina in HalleGegründet 1652, ist sie die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt – und seit 2008 als Nationale Akademie der Wissenschaften die Stimme der deutschen Wissenschaft im Ausland und ein sehr gefragter Ansprechpartner für die Politik – gerade auch jetzt in Corona-Zeiten.

Die Leopoldina hat in den letzten Jahren bereits viele wichtige Impulse für Wissenschaft und Politik gegeben und mit ihren Stellungnahmen geholfen, wissensbasierte tragfähige politische Entscheidungen herbeizuführen – z.B. in der Klimapolitik, bei der Energiewende oder in der Fortpflanzungsmedizin. In der Corona-Krise hat die Akademie mit mehreren ad-hoc-Stellungnahmen und weiteren Stellungnamen u.a. frühzeitig wirksame Corona-Regeln für Herbst und Winter angemahnt, am Impfplan mitgearbeitet und aufgezeigt, wie Schulbildung auch in Krisenzeiten gelingen kann.

Unabhängig, gründlich und gleichzeitig schnell

Bei der Politikberatung legt die Leopoldina allergrößten Wert auf ihre Unabhängigkeit. Bestellte Gutachten gibt es nicht – auch wenn die BILD-Zeitung gerne einmal andere Fake-News dazu verbreitet. Alle Empfehlungen werden interdisziplinär erarbeitet und beruhen auf größter wissenschaftlicher Exzellenz – auch wenn die Empfehlungen zu aktuellen Problemen wie Corona teilweise auch sehr schnell verfasst werden können. Vertiefende Studien brauchen natürlich mehr Zeit.

Möglich ist das, weil die Leopoldina die Expertise von 1.600 herausragenden Wissenschaftlern aus allen Fachgebieten und aller Welt vereint, darunter aktuell 30 Nobelpreisträger – ein ganz exzellenter intellektueller Pool. Einige der bekanntesten Mitglieder aus früheren Jahren: Alexander von Humboldt, Charles Darwin, Max Planck oder Albert Einstein. Die Mitglieder der Leopoldina werden nur dann in die Akademie gewählt, wenn sie besonders herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht haben.

Bedrohungen nehmen auch hier zu

Sehr überrascht und auch schockiert war ich, als Professor Haug schilderte, dass auch Wissenschaftler der Leopoldina inzwischen immer öfter bedroht werden bis hin zu Morddrohungen, z.B. wenn die wissenschaftliche fundierten Empfehlungen zu Corona-Maßnahmen einigen Personen nicht genehm sind.

Welche Empfehlungen für die Zukunft?

Als wichtigste aktuelle Empfehlungen gab uns Professor Haug ad hoc mit auf den Weg:

Wir müssen noch mehr dafür tun, um Deutschlands Rückstand im Bereich Digitalisierung aufholen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wir können Schulen und Kitas auch in Pandemie-Zeiten am ehesten öffnen, wenn vor Ort die richtigen Schutzmaßnahmen ergriffen werden – z.B. Luftfilteranlagen und Masken.

Wir können Fake News, Querdenkerphantasien und Verunsicherung nur damit begegnen, dass wir der Stimme der Vernunft folgen und weiter geduldig die wissensbasierten politischen Entscheidungen erklären.

In Krisenzeiten müssen Politiker und Wissenschaftler gleichzeitig schnelle und fundierte Entscheidungen treffen. Dabei sind auch Korrekturen völlig normal, sobald neues Wissen verfügbar ist. Ich freue mich, dass wir mit Hilfe der Leopoldina für künftige politische Entscheidungen gut aufgestellt sind.